4 Gründe, warum ein All-Nighter Dein Pitch-Deck nicht rettet

April, 2022


Es ist 22 Uhr und während Du diesen Artikel liest, fragst Du Dich, wie Du in diese missliche Situation gekommen bist. Wir fragen uns das übrigens auch. Es kann viele Gründe geben, warum Du vorhast, die ganze Nacht durchzuarbeiten, um Dein Pitch-Deck zu finalisieren. Vielleicht wurde Dir diese ehrenvolle Aufgabe erst pünktlich zum Feierabend auf den Schreibtisch gelegt, Du hattest einfach anderes zu tun, oder aber denkst Dir #workhardplayhard. Während wir vollstes Verständnis für die ersten beiden Szenarien haben, haben wir dennoch vier gute Gründe, warum der All-Nighter, also das Durcharbeiten der Nacht, erfahrungsgemäß keine gute Idee ist. Lese und lerne!

1. Was steht nochmal auf Folie 5?

Wenn wir schlafen, erholt sich unser Körper. Wenn wir nicht schlafen, erholen wir uns folglich nicht. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn man die ganze Nacht wach war und am nächsten Tag einfach müde ist. Wir sind unkonzentriert und machen kleinere und größere Fehler. Zusätzlich leidet unser Gedächtnis unter dem Schlafentzug: während wir schlafen, verarbeitet unser Gehirn die Eindrücke des Tages und verschiebt Erinnerungen vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis. Das kann gerade bei Nachfragen zu Geistesblitzen, die noch in der Nacht ihren Weg ins Pitch-Deck gefunden haben, unangenehm sein. Außerdem ist es unbedingt empfehlenswert, das Pitch-Deck am nächsten Tag von frischen Augen (also nicht Deinen) auf Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Layout überprüfen zu lassen. 

2. Pitch Deck oder Barhopping?

Hand aufs Herz: nach einer Nacht ohne Schlaf sieht wirklich niemand gut aus. Solltest Du die Investor*innen also direkt am nächsten Morgen treffen, dann stehen die Chancen hoch, dass der erste Eindruck nach Hinten losgeht. Und wen überzeugt das schon? Zusätzlich haben Forscher*innen in einer Studie herausgefunden, dass eine Nacht ohne Schlaf ähnliche Auswirkungen auf unsere psychische Performance wie Alkoholkonsum haben kann. Nach einem Schlafentzug von 24-Stunden entspricht Deine Performance, laut Schlafforscherin Christine Blume, einem Alkoholpegel von 0,8 Promille. Bei diesem Wert verlängert sich Deine Reaktionsfähigkeit bereits um die Hälfte. Zur Referenz: wenn Du in Deutschland mit 0,8 Promille Auto fährst, begehst Du eine Ordnungswidrigkeit. Dann lieber doch lieber kein All-Nighter - aber eine durchtanzte Nacht, um den erfolgreichen Pitch dann zu feiern.

3. Die besten Ideen kommen nachts?

Hartnäckig hält sich der Mythos von Kreativen, die in der Nacht ihre besten Ideen haben. Der deutsche Psychiater Emil Kraeplin unterscheidet zwischen zwei Chronotypen: Lerchen und Eulen. Er geht davon aus, dass jeder Mensch eine innere Uhr hat. Diese steuert die Stoffwechselvorgänge in unseren Körper und so auch unseren Hormonspiegel sowie unsere Schlaf- und Wachphasen. Sogenannte Eulen sind daher “natürlich” länger wach und leistungsfähiger bis in die späteren Stunden des Tages. Ist ein All-Nighter also die Lösung, wenn Du eh eine Eule bist? Die Antwortet lautet nein. Der Grund, warum uns gute Ideen häufig nachts bzw. im Bett kommen, ist nämlich damit verknüpft, dass unser Gehirn im Halbschlaf häufig im Theta-Wellen-Bereich arbeitet. Dieser Bereich ist eng mit unserem Unterbewusstsein und unserer Kreativität vernetzt. Für den All-Nighter funktioniert dies also nicht - vor allem, wenn Nachtarbeit nicht dem natürlichen Rhythmus entspricht.

4. Warum funktioniert dieser dumme Beamer nicht?

Unser Organsystem ist darauf ausgerichtet, dass wir im Einklang mit der Natur leben. Ein All-Nighter entspricht hingegen so gar nicht unserer Natur. Durch den höheren Level an Stress sendet Dein Körper mehr Cortisol, das Stresshormon schlechthin, aus. Schlafentzug hat ebenfalls einen Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden und kann Angstgefühle und depressive Verstimmungen verstärken. „Unsere emotionale Stabilität nimmt ab. Wir werden reizbarer und ungeduldiger” sagt auch Schlafforscherin Christine Blume im Gespräch mit Deutschlandfunk N​​ova. Schlafmangel schwächt zudem das Immunsystem, was uns empfindlich auf allerlei Viren machen kann. Und dann mit schlechter Laune und einer nahenden Erkältung pitchen? Klingt nach keinem Erfolgsrezept. Auch Deine Kolleg*innen freuen sich bestimmt nicht, wenn Du am nächsten Tag schlecht gelaunt zur Arbeit kommst. Soft Skills sind im New Work-Arbeitskontext eben genauso wichtig wie Hard Skills. 

Eine Entwarnung für alle, die eben doch einen All-Nighter vor sich haben, weil es eben anders nicht ging: eine durchgearbeitete Nacht richtet natürlich keinen dauerhaften gesundheitlichen Schaden an, sondern macht vor allem einfach nicht besonders viel Spaß am nächsten Tag. Trotzdem sind die Chancen, dass ein All-Nighter Dein Pitch-Deck rettet, relativ gering: wenig Konzentration, Zeitdruck und der Kampf gegen die innere Uhr führen in den wenigsten Fällen zu guten Ideen, Liebe zum Detail und einer mitreißenden Präsentation am nächsten Tag. Vielleicht probierst Du es am nächsten Tag lieber mit einem Coffee-Nap, um statt Mittagstief richtig loszulegen.