Agiles Arbeiten – was steckt hinter dem New Work Buzzword?

January, 2021


Wir schreiben das Jahr 2001 als in Utah (USA) 17 Softwareentwickler das Agile Manifesto formulieren. Mit vier Werten und zwölf Prinzipien legten sie damit den Grundstein für eine Art und Weise zu arbeiten, die mittlerweile weit über den IT-Bereich hinausgeht: das agile Arbeiten. In den letzten 20 Jahren hat sich einiges verändert. Das Konstrukt der Arbeit wurde mit Ansätzen wie New Work oder Work-Life-Integration überdacht und auch Agilität hat sich als wichtige Herangehensweise etabliert. Doch was steckt eigentlich hinter Scrum, Design Thinking & co.?

Der Weg ist das Ziel: Was ist agiles Arbeiten?

Nicht umsonst bedeutet agil auch beweglich. Agiles Arbeiten steht nicht nur für eine flexible Art und Weise zu arbeiten, sondern ist auch in seiner Auslegungen ziemlich dehnbar. Denn die eine Art und Weise agil zu arbeiten gibt es so nicht. Vielmehr verstehen wir unter Agilität im Unternehmen zahlreiche Ansätze, Methoden und Möglichkeiten, bei denen jeder Unternehmensbereich, jedes Team und jedes Individuum selber probieren und entscheiden müssen, was wie anwendbar ist.

Im übertragenen Sinne könnte „Der Weg ist das Ziel” als Mantra des agilen Arbeitens betrachtet werden. Denn während das Ziel eines Projektes fest steht, ist der Weg um dieses zu erreichen bei agilen Arbeitsstrukturen offen. So werden Projekte beispielsweise in kurze Sprints unterteilt, damit Ergebnisse regelmäßig und in kurzen Zeitabläufen evaluiert werden kann. Darauf aufbauend können nächste Arbeitsschritte ergänzt werden oder neue Priorisierungen getroffen werden. Das Ziel dahinter ist es, dass sich Unternehmen und Teams schnell und erfolgreich an ein veränderndes Umfeld anpassen können. Die hohe Anpassungsfähigkeit erlaubt es zeitnah auf etwaige Veränderungen in der Welt, auf dem Markt oder im Team zu reagieren und konstruktiver zusammenzuarbeiten. Agiles Arbeiten lebt von größerer Flexibilität, schnellerer Handlungsfähigkeit, Innovativität und Proaktivität – als Voraussetzung für die Umsetzung agiler Arbeitsstrukturen sowie als Vorteil gegenüber anderer Arbeitsweisen.

„Agile working is about bringing people, processes, connectivity and technology, time and place together to find the most appropriate and effective way of working to carry out a particular task. It is working within guidelines (of the task) but without boundaries (of how you achieve it).” – The Agile Organisation

Welche Werte treiben agile Arbeitsstrukturen?

Agile Unternehmen werden oftmals als Aushängeschild von New Work verstanden. So beinhalten sie viele Unternehmensstrukturen, die mit dem Ansatz des neuen Arbeitens übereinstimmen. Agiles Arbeiten hat unter anderem folgende Kernwerte:

  • Kund*innenperspektive stärken: die Zusammenarbeit mit Kund*innen steht an oberster Stelle. Deswegen werden diese bestmöglich in den Arbeitsprozess integriert und in regelmäßigen Feedbackschleifen um ihre Meinung gefragt. Durch die Einbeziehung sollen Probleme frühzeitig erkannt, Bedürfnisse identifiziert und Lösungen gefunden werden.
  • Entscheidungen gemeinsam treffen: Hierarchien werden weitestgehend aufgelöst. Stattdessen geht es darum Mitarbeiter*innen mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Es entwickelt sich eine Feedbackkultur, bei der sich Teams gegenseitig regelmäßig Feedback geben und an einem Strang ziehen. So kann Expertise ausgetauscht und Synergien geschaffen werden.
  • Iteratives Vorgehen: Schritt für Schritt und ständig besser werden, lautet das Mantra des agilen Arbeitens. Die Möglichkeit der Veränderung ist beim agilen Arbeiten wichtiger als starr einen Plan zu verfolgen.
  • Agiles Mindset: statt auf Prozesse und Werkzeuge zu setzen, geht es hier um die Individuen und die Interaktionen zwischen diesen. Dies beinhaltet die Fähigkeit mitzudenken, umzudenken und auch mal von vorne anzufangen.
  • das beste Produkt: wie bei allen Arbeitsweisen geht es auch beim agilen Arbeiten letztendlich darum durch Agilität das bestmögliche Produkt zu haben. Eigentlich logisch!

Methoden zum agilen Arbeiten: wie können Teams agiler arbeiten? 

Agiles Arbeiten ist für viele Unternehmen und Teams ein Erfolgsrezept und hat ihre Art und Weise zu arbeiten von Grund auf verändert. Hierfür gibt es einige Methoden, die auch Ihr ganz einfach mal in Eurem Team probieren könnt. Agilität erfordert jedoch Übung und ist letztendlich auch nicht für jedes Unternehmen die richtige Lösung. Hier ein paar Beispiele der gängigsten Methoden:

  • Scrum: Scrum ist eine Methode des agilen Projektmanagements, die von zwei Verfassern des Agile Manifesto entwickelt wurde. Nach Jeff Sutherland und Ken Schwaber arbeitet Scrum mit drei Rollen (Product Owner, Scrum Master und dem Entwicklungsteam), fünf Ereignissen (Sprint, Sprintplanungssitzung, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retroperspective) und drei Artefakten (Product Backlog, Sprint Backlog und Produktinkrement). Ursprünglich stammt dieses Vorgehen aus der Softwareentwicklung, wird mittlerweile aber auch auf andere Projekte übertragen.
  • Design Thinking: Der Name trügt, denn bei Design Thinking geht es nicht ums Design. Vielmehr handelt es sich um einen innovativen, dynamischen und iterativen Prozess, der Kund*innen in den Mittelpunkt stellt. Es gibt sechs Arbeitsschritte, die beliebig angeordnet, verschoben und auch wiederholt werden können, bis die optimale Lösung gefunden ist. Diese sind: verstehen, beobachten, Standpunkt definieren, Ideen finden, Prototypen entwickeln und Testen. In Deutschland prägt das Hasso Plattner Institut mit seiner School of Design Thinking seit 2007 diese Arbeitsweise.
  • Holokratie: Unter Holokratie kann eine ganzheitliche Unternehmensführung verstanden werden, die Agilität im Unternehmen fördert. Im Kern stehen dabei fünf Bausteine: Rollen erstellen, selbstorganisierte Kreise/Teams bilden, Kontrollprozesse durch Meetings zwischen den Kreisen, operative Prozesse durch taktische Meetings bestimmen und die tatsächliche Anwendung von Holokratie im Unternehmen. Holokratie bedeutet Unternehmensstrukturen neu denken: ohne Hierarchien, ohne Titel und mit selbstverantwortlicher, aufgabenorientierter Organisation.

Agilität im Unternehmen bedeutet jedoch vor allem eins: sich von bürokratischen Hürden verabschieden, dynamisch sein und vieles ausprobieren. Agiles Arbeiten kennt keinen Masterplan, sondern lebt von der Offenheit zur Veränderung.