Impact Venture Capital: Wie viel Nachhaltigkeit steckt da drin?

November, 2021


Nachhaltigkeit, Inklusion und Diversität sind drei Buzzwords, die langsam aber sicher unter dem Mantel “Impact” in der Startup-Welt zusammengefunden haben. Wo Startups sind, da ist Investment. Kein Wunder also eigentlich, dass der neue Stern im Investment-Himmel im Namen des Impact Venture Capital steht. Doch was steckt dahinter, und vor allem, wie viel Impact haben solche Investments wirklich?

Modeerscheinung oder Zukunft des Investments?

Eines ist klar: Impact Venture Capital und Impact Investment passen genau in unsere Zeit. Sie erlauben einen neuen Blick auf Investments und eine andere Art des Investierens. Mittlerweile können die Renditeerwartungen für Impact-Fonds mit denen konventioneller Fonds mithalten. Gerade in der Startup-Welt verschreiben sich immer mehr junge innovative Unternehmen Impact und seinen Facetten ab Sekunde eins. Wir haben in gewissermaßen also eine Win-win-Situation für den Geldbeutel und das Gewissen. Wie bei allen trendigen Buzzwords, sei es Nachhaltigkeit, New Work oder eben Impact, muss hier jedoch auch zunehmend darauf geachtet werden, dass wirklich gehalten wird, was versprochen wird. Denn, wenn am Ende nur das Gewissen und der Geldbeutel, aber nicht wirklich unsere Welt profitieren, dann hat dieser Impact wenig Impact. Doch was steckt hier genau hinter?

Das magische Dreieck: wie funktioniert Venture Capital?

Ins Deutsche lässt sich der Begriff Venture Capital mit Wagniskapital oder Risikokapital übersetzen. Es handelt sich um ein Investment in junge, innovative Unternehmen, also auch sogenannte Startups, in denen großes Wachstumspotenzial gesehen wird. Dabei handelt es sich nicht um einen Kredit, sondern um Geld, das unter Verlustrisiko investiert wird. Für den Fall, dass ein Startup am Ende eben doch nicht profitabel wird, gibt es am Ende keinen finanziellen Return. Mit Startups und Venture Investments Geld zu verdienen, ist also auch ein ordentliches Risiko. Für ein Venture Capital-Investment wird in der Regel ein ziemlich hoher Mindestbetrag gefordert. Doch auch Otto-Normal-Bürger*innen wollen investieren. Hierfür gibt es sogenannte Investmentfonds. Anleger*innen vertrauen ihr Kapital Investmentgesellschaften an, welche dieses dann für sie investieren. In der Vergangenheit lautete das magische Dreieck der Geldanlage Liquidität, Risiko/Sicherheit und Rentabilität. Doch nun ist eine weitere Komponente hinzugekommen: nachhaltige Verantwortlichkeit. Dies kann als Antwort auf die zunehmenden Forderungen nach mehr ESG (Environmental, Social, Governance)-Verantwortung in Unternehmen gewertet werden. Während es bei Investments also traditionell darum geht Returns zu erwirtschaften, hat sich das Wie in den letzten Jahren ganz schön verändert. Wir heißen den Beginn der Ära der Impact Investments willkommen.

Was ist Impact Investment?

Hinter dem Wort “Impact” steht die Ambition der Weltverbesserung – oder zumindest der Wille danach, der Welt nicht zusätzlich zu schaden. Unter Impact Investing kann das Investieren mit dem Ziel positiver sozialer oder ökologischer Veränderung und einen finanziellen Return zu erreichen verstanden werden. Es wird also bewusst in Unternehmen oder Fonds investiert, die eine Absicht haben, nicht nur finanzielle Rendite zu erbringen, sondern auch eine messbare positive soziale oder ökologische Wirkung zu haben. Dies trifft genau den Geist der Zeit, denn im Vergleich zu vor zehn Jahren, haben viele Teile der Gesellschaft ein kritisches Bewusstsein für die ökologischen und ethischen Konsequenzen unseres Handelns entwickelt. Dies gilt dann natürlich nicht nur für unseren Alltag, sondern auch im Investment-Bereich. Diesen Trend haben auch Finanzgesellschaften erkannt. Die alte Rechnung von Purpose vs. Profit ist mittlerweile überholt und es herrscht Konsens, dass Impact-Unternehmen nicht nur profitabel sein können, sondern ggf. sogar profitabler als konventionelle Unternehmen. Deswegen bieten einige Investmentgesellschaften entsprechende Impact-Fonds für ihre Kundinnen an. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist Ananda Impact Ventures aus München. In einem Interview mit Business Insider erklärte Gründer Johannes Weber beispielsweise auch, dass Ananda nicht nur auf den Impact achtet, den Unternehmen anstreben, sondern auch darauf, dass diese inklusiv und divers aufgebaut sind. Zeitgleich achten nicht nur Anlegerinnen bewusster darauf, wohin sie ihr Geld investieren. Es wird vermehrt auch den Blick darauf gelenkt, woher Unternehmen ihre Investments erhalten. Ein Beispiel hierfür ist der Fall des schwedischen Lebensmittelherstellers Oatly im Jahr 2020. Nachdem die nicht gerade für ihren nachhaltigen Kurs bekannte Investmentgesellschaft Blackstone in die Hafermilch-Firma investierte, wurde Oatly harsch für dieses Investment kritisiert und es entbrannte eine heftige Debatte über ethischen Konsum in Zeiten des Kapitalismus. Hier werden zwei Dinge deutlich: zum einen ist Nachhaltigkeit für Investmentgesellschaften eine attraktive Sparte geworden, zum anderen hinterfragen Konsument*innen kritisch, woher Investments kommen und wie sich Unternehmen finanzieren – vor allem, wenn sie sich selbst als nachhaltige Akteur*innen positionieren.