New Work und Female Leadership: Fragen an Lisa Zaiser (DEAR DARLING BERLIN)
Februar, 2022
5 min
Stelle in zwei Sätzen Dein Unternehmen vor
Dear Darling Berlin steht für nachhaltig und verantwortungsvoll gefertigte Fine Jewelry. Wir transportieren mit unseren Designs eine moderne, junge Eleganz und zeigen, dass sich Nachhaltigkeit und Stil miteinander verbinden lassen.
Unser Schmuck wird lokal und verantwortungsvoll in Deutschland und Italien aus recyceltem Silber und Gold gefertigt.
In welchem Aufgabenbereich arbeitest Du?
Ich bin die Gründerin & Geschäftsführerin von DEAR DARLING BERLIN
Wofür steht Female Leadership für Dich?
Ich bin ganz ehrlich, den Begriffen “Female Empowerment”, “Female Founder” oder auch “Female Leadership” stehe ich manchmal mit gemischten Gefühlen gegenüber. Ich finde, dass es wichtig ist mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, die klassischen Rollenbilder aufzulockern, endlich gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu erreichen, bessere Rentenkonzepte für Mütter zu entwerfen, flexiblere Arbeitsmodelle zu schaffen. Ich setze mich dafür ja selbst leidenschaftlich ein und will mit meinem Unternehmen mit gutem Beispiel voran gehen. Aber die Begriffe an sich schränken natürlich auch ein. Ich habe vor kurzem einen Satz gelesen, den ich sehr zutreffend fand: “Feminismus bedeutet Gleichberechtigung für ALLE.” und ich bezweifle, dass sich bei “Female” jeder angesprochen fühlt (auch wenn das andersherum bei Frauen ja oft so betitelt wird, die sind ja “mit gemeint”).
Die Eigenschaften, die ich “Female” Leadership zusprechen würde, gelten für mich nicht nur für Frauen, sondern generell für gute Chef*innen: Teamfähigkeit, Entscheidungskraft, Empathie.
Für den Moment, in dem es immer noch nur ca. 16% Gründer*innen im Verhältnis zu Gründern gibt, finde ich dürfen wir gern mehr über ‘Female’ Empowerment und Leadership sprechen. Oder besser gesagt über: Female Visibility - denn ich glaube wir Frauen müssen nicht einfach ‘gestärkt’ werden (in vielen Bereichen sicherlich, hallo Politik!). Wir sind bereits stark und es gibt so viele fantastische Unternehmer*innen, Gründer*innen, Mütter und viele viele mehr. Wir brauchen nur endlich die Sichtbarkeit und die gleichen Chancen und Rechte, die wir verdienen. Langfristig würde ich mir wünschen, dass der Begriff einfach nur ‘Leadership’ heißt und wir keine “männlich” oder “weiblich” Definition brauchen. Einfach ein Wort frei von Stereotypen und mehr fokussiert auf das wesentliche: ein guter Führungsstil.
Wie beeinflussen sich New Work und Leadership?
Wir versuchen Menschen für unser Unternehmen zu gewinnen, die Purpose-Driven sind, also denen es wichtig ist wofür das Unternehmen steht, welche Werte es vertritt und wie es arbeitet. Diese Zielgruppe hat glaube ich auch neue Anforderungen an ihren “Arbeitsplatz” - dieser muss sinnstiftend und flexibel sein, Spaß machen und auch Raum für persönliche Entwicklung bieten. Wir arbeiten zum Beispiel mit Festangestellten und auch Freelancern aus der ganzen Welt zusammen. Damit das “Leadership” hier gut funktioniert, nutzen wir diverse Apps & Systeme wie Slack, Asana, Google Drive, Zoom etc. Die Arbeit an sich basiert viel auf Vertrauen und Ergebnissen sowie regelmäßigem Austausch.
Auf welche Hindernisse bist Du im Laufe der Jahre als Female Leaderin gestoßen?
Ich spreche jetzt mal als Gründerin: eines der größten Hindernisse für Female Leaders ist es weiterhin an ausreichend Kapital zu kommen, vor allem wenn man kein Tech Start-Up hat. Da gibt es oft Millionen-Förderungen oder ganze Investoren-Gruppen, die dir helfen wollen zum Unicorn zu werden. Geld für frauengeführte Unternehmen außerhalb der Tech-Branche wird einfach immer noch weniger gerne investiert, sodass viele Frauen erst mal mit ihrem Ersparten anfangen (so wie ich auch). Früher oder später braucht man aber Kapital, sofern man sich nicht direkt aus dem eigenen Cashflow finanzieren kann und da gibt es bisher noch viel zu wenig flexible Möglichkeiten.
Wie versuchst Du auf Deine Mitarbeiter*innen einzugehen und sie zu stärken?
Für mich ist es wichtig, dass ich eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Mitarbeiter*innen (und auch Lieferant*innen und Kund*innen) habe. Dieses Vertrauen baue ich auf, indem ich offen und ehrlich kommuniziere und sie Teil an den Entwicklungen des Unternehmens haben lasse. Wir sprechen darüber, welche Ziele und Meilensteine wir erreichen wollen und jede*r weiß, welchen Beitrag er/sie ganz persönlich zur Erreichung dieser Ziele leisten kann. Ich denke dadurch hat jede*r ihren/seinen eigenen Verantwortungsbereich, in dem er/sie wachsen und sich ausprobieren kann.
Ich bin außerdem der Meinung, dass man nur gemeinsam wachsen kann. Deswegen finde ich beidseitiges Feedback geben extrem wichtig: positive Rückmeldungen wie auch Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Gleichzeitig möchte ich auch aktiv Feedback für mich selbst einfordern - niemand ist als Geschäftsführung oder Leader geboren, auch ich muss lernen meinen eigenen Weg als “Chefin” zu finden. Ich will es schaffen ein großes, tolles Team aufzubauen und ein nachhaltiges, gutes (und profitables!) Unternehmen mit Herz & Seele, in dem Menschen gerne arbeiten.
Um unsere Mitarbeiter*innen zu stärken bemühe ich mich, ihnen flexible Arbeitsmodelle anbieten zu können. Wir haben festangestellte Werkstudent*innen, die in unserem Büro in Wedding arbeiten aber auch Freelancer aus Deutschland & Weltweit bei DEAR DARLING BERLIN. So entsteht ein dynamisches Team mit ganz unterschiedlichen Stärken.
Wie können Frauen sich gegenseitig im Unternehmen unterstützen?
Da gibt es so viele tolle Möglichkeiten! Wir selbst haben zum Beispiel im Dezember 2020 die FEMALE FOUNDER STORIES ins Leben gerufen. Auf unserem Blog im Online-Shop stellen wir jeden Monat eine neue Gründerin und ihre Vision, ihr Unternehmen sowie ihre Geschichte in kurzen Interviewformaten vor. Das teilen wir dann auch auf Social Media & Co. Das ist dann für alle Beteiligten eine Win-Win Situation und unsere Kund*innen lernen weitere coole Brands kennen. Gleichzeitig bieten wir den Gründer*innen eine Plattform sich vorzustellen und auch eine neue Zielgruppe zu erreichen. Und last but not least: wir können gründungsinteressierte Menschen erreichen und ermutigen, den eigenen Weg ins Unternehmer*innentum zu finden. :)
Unser Team ist noch recht klein, aber generell gesprochen: Netzwerke knüpfen, sich füreinander einsetzen oder darauf hinweisen, wenn etwas nicht richtig läuft (z.B. wurde jemand beim Reden unterbrochen? Freundlich darauf hinweisen!), einander wertschätzen und das auch aussprechen (jemand hat seine Arbeit richtig gut gemacht? Tell her!), ermutigen (jemand hat eine gute Idee aber traut sich nicht, diese vorzustellen? Support her!).
Wer hat Dich inspiriert und welchen Rat würdest Du jungen und aufstrebenden Female Leaderinnen geben?
Mich inspirieren Macher*innen, wie z.b. Tijen Onaran oder Delia Lachance. Mein Rat an aufstrebende Female Leaderinnen wäre: habt Vertrauen in euch selbst, habt keine Angst davor es auch mal richtig zu verbocken und denkt groß! Nicht ein bisschen, sondern richtig richtig GROß! Und dann geht raus und zieht es einfach durch. :-)