Unicorn History Lesson - AEG 2

Oktober, 2022


AEG 2 - Voltastr. 5

eröffnet am 06.05.2019

Der sehr lebendige Stadtteil Wedding war damals noch ein landwirtschaftliches Gelände der Oranienburger Vorstadt. Bis 1870 hat Dr. Bethel Henry Strousberg auf dem Gelände der jetzigen AEG  einen Viehmarkt mit Schlachthaus, Viehhallen, Wollmarkt und einen Börsenturm mit Restaurant errichtet. Zu der Zeit war die Brunnenstraße noch eine Chaussee mit seitlichen Gräben und hohen Baumreihen. Nach elf Jahren Betrieb wurde der Viehmarkt jedoch aufgrund des Schlacht Zwangs geschlossen und das Gelände fiel in die Nutzlosigkeit. 

Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex der ehemaligen AEG (Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) -Fabrik wurde in den Jahren 1895 bis 1941 errichtet und zählt heute zu den bedeutendsten und architektonisch wertvollsten Industrieanlagen Berlins. 

Vor allem durch die AEG wurde Berlin 1890 zur Industriemetropole. Nicht nur Elektromotoren und allerlei Haushaltsartikel wurden hier hergestellt, sondern auch Eisenbahn- und  Hochspannungsmaterial. Zudem entstand hier 1897 sozusagen Berlins erste U-Bahn, auch wenn sie keinen öffentlichen Zugang hatte. Nachdem der Gründer der AEG, Emil Rathenau, die Produktionsmethoden der USA übernommen hat, was hieß vom selbstständigen Facharbeiter hin zu rein nach kaufmännischen Prinzipien aufgebaute Arbeitsprozesse, Akkordarbeit und Massenproduktion (ab 1926 auch Fließbandproduktion), war die AEG der größte Arbeitgeber Weddings.

Doch mit dem Kriegsbeginn 1933 wurde die AEG in vielerlei Hinsicht zum Kriegsverbrecher. Einerseits nutzten sie Kriegsgefangene, um die Arbeiter zu ersetzen, die an die Front geschickt wurden und andererseits haben sie mehr als 50% des Gesamtumsatzes mit Rüstungen gemacht, denn sie wurden zusätzlich ein Rüstungsbetrieb. Im danebenliegenden Humboldthain soll es einen Hochbunker gegeben haben, zu dem es mehrere unterirdische Wege vom Werk aus gegeben haben soll. Der größere der beiden AEG-Komplexe soll während des Krieges zu 50% zerstört worden sein, selbst heute kann man noch Einschusslöcher an der Fassade finden. 

Nach dem Krieg wollte die AEG, so wie andere Firmen in Berlin, den Hauptsitz in den Westen verlegen. Trotzdem ging die Produktion im Wedding weiter. 1966 wurde dort die damals größte Großmaschinenhalle Europas erbaut. Selbst amerikanische Atomkraftwerke gehörten zu den Kunden. 1978 wurde die Belegschaft von 4000 Beschäftigten auf die Hälfte reduziert und der Betrieb in der Ackerstraße geschlossen. Die verbliebenen Arbeiter wurden “auf die Straße” gesetzt und das Kapitel AEG nach 90 Jahren in der Voltastraße geschlossen. 

Mit Übernahme des Geländes durch die GSG, heute ORCO-GSG, wurden die 12 Gebäude umfassend saniert. Hier findet man nun Gewerbetreibende, Medienunternehmen, den Technologiepark Humboldthain TP und natürlich einen von unseren Spaces. 

Sehenswürdigkeiten & Good to know:

Direkt neben dem AEG befindet sich der Volkspark Humboldthain, ein Gartendenkmal mit spannender Geschichte. Direkt dahinter ist der Lobe-Block einen Besuch wert. In dem Terrassenhaus verbindet sich kreatives Arbeiten mit einem Yoga-Studio, einem Restaurant und Urban-Gardening. 

Fun Fact:

Im Rahmen der Serie Catch me if you can, vom Streaming Dienst Anbieter Amazon Prime hat sich der Box-Weltstar Wladimir Klitschko in den Tunneln des AEG versteckt.