Unternehmenskultur in New Work: Fünf Sprachen der Wertschätzung

Dezember, 2024


Motivierter, zufriedener und loyaler: Arbeitnehmerinnen, die Wertschätzung am (New Work-)Arbeitsplatz erfahren, arbeiten engagierter, fühlen sich wohler und binden sich langfristiger an das Unternehmen. Wertschätzung ist also bei weitem kein “nettes Plus” mehr in der New Work-Welt, sondern ausschlaggebend für die Produktivität und eine positive Arbeitsatmosphäre, die von Respekt und gegenseitigem Verständnis geprägt ist. Eine Studie von Harvard Business Review hat sogar ergeben, dass Wertschätzung mehr Einfluss auf die Motivation von Mitarbeiterinnen hat als das Gehalt, wobei ein angemessenes Gehalt ebenfalls als Zeichen der Wertschätzung gesehen werden muss. In Zeiten des Fachkräftemangels und des War of Talents ist Mitarbeiter*innenbindung ein wichtiger Anreiz für New Work-Unternehmen und Führungskräfte. Wertschätzung sollte ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Eine Studie des sozialen Berufsnetzwerks XING aus 2022 stellt jedoch das Gegenteil fest. Über 40 % der befragten deutschen Arbeitnehmer*innen vermissen demnach „eine angemessene Wertschätzung für ihre Arbeitsleistung“. Was können New Work-Unternehmen und Führungskräfte besser machen und wie sieht Wertschätzung in New Work aus?

Die fünf Sprachen der Wertschätzung am Arbeitsplatz von Chapman und White

„Was ist deine love language?” ist eine Frage, die wahrscheinlich eher beim ersten Date als im Büro erwartet wird. Gary Chapman und Paul White ändern dies mit ihrem bekannten Buch The 5 Languages of Appreciation in the Workplace (deutsch: die fünf Sprachen der Wertschätzung am Arbeitsplatz). Hierin beschreiben sie, wie Führungskräfte Organisationen stärken können, indem sie ihrem Team Wertschätzung zeigen. Chapman ist international für seine 5 Love Languages (deutsch: Fünf Sprachen der Liebe) bekannt, die gerade ein Comeback in den sozialen Medien machen. Chapman geht davon aus, dass Menschen Liebe unterschiedlich empfangen und ausdrücken. Ein Verständnis davon, wie wir lieben und geliebt werden wollen, führt zu besseren (romantischen) Beziehungen. Weil ein Arbeitsplatz am Ende ebenfalls aus sozialen Beziehungsstrukturen besteht, hat Chapman gemeinsam mit White das Konzept auf den Arbeitskontext übertragen. Die Prämisse ist gleich: verschiedene Menschen fühlen sich auf verschiedene Art und Weise wertgeschätzt. Die Aufgabe von Führungskräften ist es zu erkennen, wie sich Individuen wertgeschätzt fühlen, damit Wertschätzung als solche wahrgenommen wird. Chapman und White gehen von fünf Sprachen der Wertschätzung aus. 

1. Bestärkende Worte (Words of Affirmation)

Es gibt einen Unterschied zwischen formaler Anerkennung von guten Leistungen und authentischer Wertschätzung. Dazu gehört, dass nicht nur große Meilensteine gefeiert werden, sondern ganzjährig Wertschätzung ausgedrückt wird. Wertschätzung zeigt sich nicht etwa in einem generischen „Danke” oder „Gut gemacht”. Vielmehr sollte Wertschätzung aus individuell bestärkenden Worten bestehen. Ob vor dem gesamten New Work-Team, unter vier Augen, verbal oder geschrieben: Führungskräfte müssen erkennen, was für jedes einzelne Teammitglied funktioniert. 

2. Ungeteilte Aufmerksamkeit (Quality Time)

Im New Work-Arbeitsalltag mangelt es uns oft vor allem an einem: genügend Zeit. Aber gerade, wenn wir eigentlich von Meeting zu Meeting hetzen, wird es umso mehr geschätzt, dass wir uns am Arbeitsplatz füreinander Zeit nehmen. Das kann ein gemeinsamer Kaffee oder ein Mittagessen sein, ein Spaziergang oder vielleicht sogar eine Off-Site-Aktivität. 

 3. Unterstützung und Hilfsbereitschaft (Acts of Service)

In besonders fordernden Zeiten können Taten mehr Wertschätzung zeigen als Wörter. Wertschätzung in Form von Unterstützung und Hilfsbereitschaft ist beispielsweise das Übernehmen von oder Unterstützung in Aufgaben oder anzubieten, einen Kaffee oder ein Mittagessen mitzubringen. Ganz wichtig ist es hier vorher zu fragen, ob ein*e Kolleg*in Unterstützung möchte und wie diese aussehen kann. Sonst führt Unterstützung zu mehr Chaos oder wird sogar als übergriffig wahrgenommen.  

 4. Geschenke (Tangible Gifts)

Im New Work-Arbeitskontext sollte es keine großen materiellen Geschenke geben. Vielmehr geht es um kleine, aufmerksame Gesten, die Großes bewirken können wie eine Karte zum Geburtstag, ein Mitbringsel aus dem Urlaub, oder die liebste Süßigkeit. 

 5. Körperlicher Kontakt (Physical Touch)

Während der körperliche Kontakt für die Sprachen der Liebe essentiell ist, wird diese Sprache auf der Arbeit weitestgehend ausgeklammert, damit keine Grenzen überschritten werden. Wenn es ein Einverständnis gibt, dann sind ein High Five oder ein Schulterklopfen eine Möglichkeit, Wertschätzung zu zeigen. 

Sprachen der Wertschätzung in New Work: Wie können wir Wertschätzung zeigen? 

Was bedeutet es, jemanden wertzuschätzen? Obwohl wir uns alle nach Wertschätzung am und außerhalb des New Work-Arbeitsplatzes sehnen, sieht diese eben nicht für alle gleich aus. Oftmals machen wir den Fehler, dass wir von uns selbst Schlüsse auf andere ziehen. Es ist möglich, dass einige gerne Wertschätzung vor dem New Work-Team erfahren, während das für andere unangenehm ist. Vielleicht freut sich eine Person über eine Kleinigkeit aus dem Urlaub, während sich ein anderes New Work-Teammitglied dadurch unter Druck gesetzt fühlt. Wie erkennen Führungskräfte also, wie sie ihren Teams individuell am besten Wertschätzung zeigen? Die Antwort lautet: beobachten und zuhören. New Work-Führungskräfte sollten beobachten, wie ihre Teams andere Menschen behandeln und ihnen Wertschätzung zeigen. Außerdem sollten sie gut zuhören, um einzuordnen, was die/der Gegenüber braucht. Im Idealfall wird sogar einmal im gesamten Team bewusst darüber geredet, wer welche Sprache der Wertschätzung hat und wie sich diese gemeinsam im Arbeitsalltag umsetzen lässt.